(GERMAN) ABDULHAKIM ARVASI – NECIP FAZIL – SALIH MIRZABEYOGLU

Abdulhakim Arvasi

Seine Ehrwürden Seyyid Abdulhakiym Arvasi (KS) wurde 1865 im Dorf Arvas, nahe der Stadt Başkale geboren. Die Familie der Arvasi führt ihre Geneaologie bis zum Propheten Muahammed (SAW) zurück. Während der Mongoleninvasion im 13. Jahrhundert wanderte ein Zweig der Familie von Bagdad nach Kurdistan aus.

Die Arvasi sind eine Gelehrtenfamilie. In 600 Jahren verfaßten Mitglieder der Familie über 3000, zumeist handegeschriebene, Werke (Bücher, Traktate, Abhandlungen). Die meisten dieser Werke wurde jedoch während der Wirren des Ersten Weltkriegs vernichtet.

Während der russischen Besatzung Ostanatoliens im Ersten Weltkrieg siedelte Abdülhakim Arvasi über den Irak, Adana und Eskisehir nach Istanbul (1919) über. Durch ein kaiserliches Ferman bestätigt, lehrte er zunächst an der Agah Moschee (Stadtteil Bayezid) islamische Wissenschaften (mit Schwerpunkt Islamische Mystik). Später setzte er seine Lehrtätigkeit im Kaşgari Kloster im Eyüp Sultan-Viertel fort. Auch am Vefa Gymnasium und an der Süleymaniyye Medrese hat er unterrichtet. Zu dieser Zeit war Seyyid Abdulhakim Arvasi einer der bekanntes Meister des Nakschibandi Ordens.

Er führte auch den Titel eines “Müftü-i Sakaleyn” und war somit bevollmächtigt auch über feinstofflichen Wesen Recht zu sprechen.

Während des Befreiungskrieges gegen die alliierten Besatzungsmächte predigte Seyyid Abdulhalim Arvasi offen für die nationale Bewegung und leistete auch materiellen Beistand.
Den modernistischen Reformen von Kemal Pascha stand er ablehnend gegenüber. Kemal Pascha selbst bezeichnete er als “gefallene Existenz”. Aufgrund seiner Opposition gegenüber dem pro-westlichen Regime wurde seine Lehrtätigkeit verboten und er mußte Istanbul verlassen. Er wurde nach Izmir ins Exil geschickt.

Am 27. November 1943 verstarb Seyyid Abdulhakim Arvasi im Dorf Baglum, nahe Ankara. Sein Grab befindet sich im Dorf Baglum Dorf.

Bibliographie (Auswahl):

Tasavvuf Bahceleri – Mystische Gärten
Rabıta-i Şerîfe – Eine Abhandlung über die geistige Verbindung zu den Propheten und alten Meistern
Sahabe-i Kiram – Biographie der Prophetengefährten
Ecdad-i Peygamberi – Biographie über die Nachkommen des Propheten
Islam Hukuku – Islamisches Recht
Sefer-i Ahiret – Reise ins Jenseits
Die meisten seiner Werke fielen jedoch der polizeilichen Verfolgung zum Opfer.

Necip Fazil Kisakurek

Am 26. Mai 1905 in Istanbul geboren.

Necip fazil Kisakürek enstammt einer alten Aristokratenfamilie aus dem Ostanaltolischen Maras (heute Kahramanmaras).

Während des Ersten Weltkriegs absolvierte er das Marine Gymnasium zu Heybeliada / Istanbul. Im Anschluß studierte er Philosophie an der Universität von Istanbul.
Kisakürek gehörte zu einer Gruppe ausgewählter Studenten, die mit einem staatlichen Stipendium zum weiteren Studium nach Europa geschickt wurde. Er wurde in die Philosophische Fakultät der Sorbonne Universität zu Paris eingeschrieben. Zu seinen Lehrern gehört Henry Bergson. In Frankreich führte er jedoch ein Boheme-Leben und kehrte ohne Abschluß in die Türkei zurück.

In der Türkei bekam er eine Stellung als Inspekteur bei der İş Bankası. Gleichzeitig besetzte er einen Lehrstuhl der Akademie der Schönen Künste (Istanbul).

Schon 1923 wurden erste Gedichte von Kisakürek veröffentlicht und von der literarischen Rezension begeistert aufgenommen. Kisakürek wurde besonders wegen seines klaren türkisch und seiner mystisch-bohemhaften Gedankenwelt als originellster Dichter der jungen republikanische Ära gefeiert. Kisakürek befaßte sich auch mit dem Theater und schrieb in den 1930er Jahren mehrere Stücke, die erfolgreich aufgeführt wurden.
1936 brachte er die Zeitschrift “Agac” (“Baum”) heraus. Im Kontrast zu den damals allgegenwärtigen materialistischen Ideologien und Kunstauffassungen, orientierte sich Kisakürek mit “Agac” idealistisch. Kisakürek sah in der unkontrolliert ablaufenden Verwestlichung der Türkei eine kulturelle Katastrophe. Den meisten, an marxistischen oder liberalistischen Programen orientierten, türkischen Intellektuellen warf er Grobschlächtigkeit und Undifferenziertheit im Umgang mit der westlichen sowie islamischen Kultur vor. Selbst war er auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Krisis, die ihn auch persönlich in eine tiefe intellektuelle Zerrissenheit führte.

1938 traf Kisakürek den Sufi-Meister Abdülhakim Arvasi und wurde von diesem in die mystische Tradition des Nakschibandi-Orden initiiert.

1943 trat Kisakürek von allen seinen öffentlichen Posten zurück und gab die Zeitschrift “Büyük Dogu” (“Großer Orient”) heraus. Mit “Büyük Dogu” bezog er eindeutige und für die damaligen türkischen Verhältnisse revolutionäre islamische Positionen. Dies brachte ihm gleich nach den ersten Ausgaben der Zeitschrift staatliche Verfolgungen und Verurteilungen ein. Von der türkischen Presse sowie Literatur-und Künstlerkreisen wurde er geächtet. Die Zeitschrift erschien mit Unterbrechungen (offizielle Verbote sowie Gefängnisaufenthalte Kisaküreks) bis 1978. Besonders in den 1940er und 1950er Jahren fand “Büyük Dogu” eine weite Verbreitung (in den 50er Jahren auch als Tageszeitung).

Zwischen 1979-80 veröffentlichte Kisakürek zusammen mit Salih Mirzabeyoglu die Revue “Rapor” (“Raport”). Salih Mirzabeyoglu wurde zu seinem Lieblingsschüler und war ihm in seinen letzten Lebensjahren unentbehrlich.

Necip Fazil Kisakürek verstarb am 26. Mai 1983 und liegt auf dem Eyüp Sultan Friedhof zu Istanbul begraben.

Werke (Auswahl):

Lyrik:
Örümcek Agi – Spinnennetz (1925)
Kaldirimlar – Gehsteige (1928)
Cile – Passion (1962)
Theaterstücke:
Tohum – Der Samen (1935)
Bir adam yaratmak – Erschaffung eines Menschen (1938)
Sabir tasi – Der Geduldsstein (1940)
Para – Geld (1942)
Parmaksiz Salih – Sie nannten ihn ‘Salih der Fingerlose’ (1949)
Erzählungen:
Birkac hikaye birkac tahlil – Ein paar Erzählungen, ein paar Analysen (1932)
Ruh burkuntulari – Geistige Irrungen und Wirrungen (1964)
Hikayelerim – Meine Erzählungen(1970).
Essays:
Cinnet Mustatili – Verrücktheit und Wahnsinn (1955)
Hacc – Die Pilgerfahrt (1973)
O ve Ben – Er und ich (1974)
Bab-i Ali -Die hohe Pforte (1975).

Salih Mirzabeyoglu

Salih Mirzabeyoglu wurde am 10. Mai 1950 in Erzincan (Ostanatolien) geboren. Mit bürgerlichem Namen heißt er Salih Izzet Erdis. Seine Familie stammt jedoch aus Bitlis. Die Genealogie der familie läßt sich bis zum Propheten Muhammed (SAW) zurückverfolgen. Die Familie Mirzabey gehört zum kurdischen Adel in der Bitlisregion und bekleidete während der osmanischen Zeit hohe Regierungsämter in ihrer Heimatregion.

Aufgrund der oppositionellen Haltung gegenüber der pro-westlichen Republik wurde die Familie zwangsweise umgesiedelt. Zuletzt ins westanatolische Eskisehir.

Mit 15 Jahren traf Salih Mirzabeyoglu in Eskişehir zum erstenmal Necip Fazil Kisakürek. Seit dieser Zeit widmete sich Mirzabeyoglu dem eingehenden Studium von Kisaküreks Werken.
Ende der 1960er Jahre nahm Mirzabeyoglu ein Jurastudium an der Universität Istanbul auf.
Ab 1975 veröffentlichte Mirzabeyoglu die Zeitschrift “Gölge” (“Schatten”) und seine ersten Bücher. 1979 folgte die Zeitschrift “Akinci Güc” (“Sturmtrupp”) um die sich eine gleichnamige islamisch-revolutionäre Jugendbewegung gruppierte. Die Akinci Güc-Gruppe orientierte sich um Necip Fazil Kisakürek und wurde vom Dichter wohlwollend aufgenommen und dirigiert.

Zusammen mit Necip Fazil Kisakürek brachte Mirzabeyoglu von 1979-1980 die “Rapor”-Revue heraus. Die Erscheinung des Blattes mußte jedoch nach dem Militärputsch von 1980 eingestellt werden.

Nach dem Tode Kisaküreks gründete formierte Mirzabeyoglu unter dem Namen IBDA die Akinci Güc-Kader von neuem. In der Folgezeit brachte er über 70 Bücher heraus. Eine Reihe von Zeitschriften wurden aus dem Umfeld der IBDA-Intellektuellen geboren und wurden meistens staatlich verboten.

Source: Algabal (www.gonuldasforum.com) (2005)

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